Woyzeck

Von: Georg Büchner
Regie & Dramaturgie: Hunor Horváth
Choreografie & Regie: Edith Buttingsrud Pedersen
Bühnenbild: Előd Golicza
Kostüme: Zsofia Gabor
Video Design: Dan Basu
Lightdesigner: Michael Bischoff
Sounddesign und Musik: Mihai Dobre
Musiker und Komponist: Tamás Kolozsy
Chorleitung: Melinda Martha Samson
Untertitel und Übersetzung: Ioana Moldovan

Besetzung: Johanna Adam, Emöke Boldizsár, Daniel Bucher, Eva Frățilă, Patrick Imbrescu, Fabiola Petri, Daniel Plier, Theodora Sandu, Ana Tiepac, Gyan Ros Zimmermann, Roxana Armenciu, Ada Bicfalvi, Stefan Chelimîndră, David Cristian, Ioana-Alberta Dima, Isabela Haiduc, Maria Maftei, Ania Petrean, Malena Silberschmidt, Andra Stoian, Ana-Maria Ștefan, Melania Veselu, Anna Voinea
Mit "Woyzeck" schrieb Georg Büchner im Alter von nur 23 Jahren einen düsteren, poetischen, bildgewaltigen und zutiefst bewegenden Bühnentext.1836 begann er mit der Arbeit an "Woyzeck" und brachte damit ein außergewöhnliches Werk auf die Welt, das seiner Zeit weit voraus war. Mit diesem Text, der erst 1913 uraufgeführt wurde, hielt die Moderne Einzug in die deutsche dramatische Literatur. In 27 Szenen erforscht der Text menschliche Abgründe und veranschaulicht die Entartung des Menschen zu Gunsten seinerAnimalität. Büchners Stück basiert auf dem realen Fall des Soldaten Woyzeck, der seine Geliebte erstach und dafür 1824 zum Tode verurteilt wurde. Büchner war mit den Fakten dieses historischen Kriminalfalls vertraut, über den juristische, medizinische und psychologische Berichte verfasst wurden.

Der Text schildert einen Eifersuchtsmord und die Details, die zu diesem tragischen Ereignis führen: Woyzeck, ein"braver Junge und armer Teufel", finanziell an den untersten Rand der Gesellschaft gedrängt, von seinen Vorgesetzten gedemütigt, von der Wissenschaft zum Studienobjekt gemacht, ist der radikalen Empathielosigkeit seiner Umwelt ausgeliefert. So wird er schuldig, nachdem sich seine Ängste, Triebe und Wünsche auf obszöne Weise entladen. Das Stück "Woyzeck" geht weit über den traurigen Einzelfall einer missbrauchten Kreatur hinaus.Büchner untersucht am „Subjekt Woyzeck" das Problem unserer Abhängigkeit von gesellschaftlichen Verhältnissen, die "jenseits von uns liegen", von individueller Freiheit und fataler Determination. In seinem Existenzkampf gegen diese skrupellose und verkommene Gesellschaft, die jede Moral verloren hat, hat Woyzeck keine Chance um sich seiner eigenen Zerstörung entgegenzustellen.

„Jeder Mensch ist ein Abgrund, es schwindelt einem, wenn man hinabsieht.”

Woyzeck lebt in einem Gesellschaftssystem, das von einer Brutalität geprägt ist, der jeder unbewusst unterworfen ist. Selbst diejenigen, die Woyzeck Gewalt antun, sind in diesem Gesamtzusammenhang verstrickt. Woyzeck wird zum Opfer einer blinden, sinnlosen und systematischen Gewalt die uns Alle umgibt. Er ist nur ein einfacher Soldat, der einem Hauptmann als Barbier dient. Da er seine Lebensgefährtin Marie und das gemeinsame Kind
nicht von seinem Gehalt nicht ernähren kann, arbeitet er zusätzlich auch als medizinische Versuchsperson für den Doktor. Die Folgen der Experimente schwächen ihn so sehr, dass er sich zunehmend in einer Welt der Illusionen verliert. So wird Woyzeck - trotz seines ehrlichen Bemühens, ein guter Mensch zu sein - vom Abgrund einer Gesellschaft verschlungen, die ihm keine Unterstützung oder Gnade bietet.

Woyzeck ist Alles gleichzeitig Opfer und Töter, er ist Leiharbeiter und Außenseiter. Er wird benutzt und ausgenutzt, und er schlägt dort zu(rück), wo es keiner sieht: zu Hause. Wozzeck ist ein Opfer, das wirkliche Opfer aber ist seine Frau. Femizid ist ein großes Problem in Rumänien. Es gehört bzur schrecklichen Normalität, dass Frauen von gedemütigten, ausgenutzten Männern für ihr eigenes Versagen mit ihrem Leben büßen müssen. Daher muss das Stück genau im Jetzt spielen, weil es das Problem auch jetzt gibt. Unsere Aufführung ist daher eher eine Hinterfragung der Bedingungen, unter denen Gewalt geboren wird. Woyzeck ist ein unehelicher Vater, ein gedemütigter Untergebener, der Gegenstand eines medizinischen Experiments, ein Opfer, ein Täter, ein guter Mensch und vor allem auch Maries Mörder. Der Zuschauer ist eingeladen, Zeuge der menschlichen Tragödie einer Gesellschaft zu werden, die auf die Selbstzerstörung zusteuert, und die Mittel zu finden, um durch einen totalen Mentalitätswandel das Heil zu suchen. Kann ein Sündenbock auch Opfer sein, um eine Gemeinschaft zusammenzuschweißen? Aber welche Rolle spielt ein Frauenmord, bei der Befestigung des Patriarchats auf einer Theaterbühne?

Dauer:
2h
Premiere Am:10-12-2023
Sektiondeutsch
Translation:Vorstellung In Deutscher Sprache Mit Rumänischen Übertitteln